Erarbeiten von Makrozoobenthos-Referenzdaten für Schweizer Fliessgewässer

 

Für naturschutzrelevante, biologische Gutachten bei Wasserbauprojekten und für die Planung von Gewässerrevitalisierungen fehlen oftmals Zielwerte, die sich am natürlichen Flusstypus orientieren. Um bei diesen Vorhaben die Voraussetzungen für eine standorttypische Artenvielfalt und Zusammensetzung der Lebensgemeinschaften im Sinne des Gewässerschutzgesetzes zu schaffen, braucht es Referenzwerte, die von natürlichen Ökosystemen abgeleitet sind. Gegenwärtig werden mangels dieser Grundlagen daher oft Vergleiche zwischen mehr oder weniger stark beeinträchtigten Fliessgewässern gezogen, was zu einem verzerrten Abbild der Qualität der Schweizer Flusslandschaft führt.

Dieses Projekt hat zum Ziel, die Artenvielfalt der wirbellosen Kleintiere (Makrozoobenthos) in der Sense und weiteren möglichst naturnahen Flusssystemen zu erfassen um aus den Erkenntnissen eine Vergleichs- und Referenzbasis für Schweizer Fliessgewässer zu entwickeln. Wir hoffen, durch die Beantwortung folgender Fragen starke Grundlagen für künftige Zielsetzungen und Vorhaben zur Förderung von Natur- und Artenschutz in Schweizer Fliessgewässern bereitstellen zu können:

  1. Wie sind die Lebensgemeinschaften in einem hydrologisch unbeeinträchtigten Flusssystem zusammengesetzt?

  2. Wie stark weichen Lebensgemeinschaften in Schweizer Flüssen von solchen ab?

  3. Welche Ziele und Richtwerte sind bei Gewässerschutzprojekten notwendig, damit diese einer naturnahen und standortgerechten Fauna entsprechen, wie sie das Gewässerschutzgesetz und die dazugehörige Verordnung verlangen?

Die Sense und ihre Seitengewässer sind weitgehend unverbaut und vom Menschen verhältnismässig wenig beeinflusst. Die Lebensgemeinschaften der wirbellosen Kleintiere sind schweizweit einmalig und weisen viele urtümliche Bewohner auf, die in den meisten anderen Schweizer Gewässer inzwischen ausgestorben sind.

Um ein repräsentatives Abbild der Lebensgemeinschaften der Sense und ihrer Seitengewässer zu gewinnen, wählten wir 15 Gewässerabschnitte aus. Die darin lebenden wirbellosen Kleintiere werden im selben Jahr zwei Mal erfasst. Wir besuchten die Stellen im späten Frühjahr 2020 erstmals und werden sie diesen Herbst nochmals aufsuchen, um auch jene Tiere zu fangen, die sich erst in der zweiten Jahreshälfte entwickeln.